Pilotversuch: Errichtung einer Stützmauer im Einwirkungsbereich von Frost und Tausalz
Zur Verbesserung der Situation für den Fußgänger- und Fahrradverkehr auf dem Landesfernradwanderweg „Neckartal-Radweg“ wird in Stuttgart-Münster auf einem Abschnitt der Neckartalstraße ein zusätzlicher Radfahrstreifen angelegt. Der Neckartal-Radweg wird in Stuttgart Münster bislang nur auf einer schmalen Dammkrone geführt und ist für die rege Nutzung durch Fußgänger, Inliner und Fahrradfahrer unzureichend. Um diese Situation zu verbessern, ist eine Ergänzung durch einen parallelen Radfahrstreifen erforderlich, der zu Lasten einer Fahrspur auf der Neckartalstraße angelegt wird.
Um den straßenbegleitenden Radfahrstreifen und eine in der Straßenmitte angeordnete Stadtbahnhaltestelle mit dem höher liegenden Dammweg zu verbinden, ist der Bau einer Fahrradrampe und eine Treppe notwendig. Dazu sind Stützmauern mit einer Ansichtshöhe von ca. 1,30 m erforderlich.
Die Landeshauptstadt Stuttgart wird dieses Bauvorhaben mit ressourcenschonenden Betonen errichten und damit einen Impuls aus der Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung Baden-Württemberg aufgreifen. Der neue Baustoff RC-Beton soll erstmals im Ingeniertiefbau eingesetzt werden, mit dem Ziel den Ressourcenbedarf zu mindern. Dies wird dadurch erreicht, dass zur Schonung von Natursteinvorkommen in Anteilen auf aus Altbeton gewonnene Gesteinskörnungen zurückgegriffen wird.
Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt im Ingenieurbau.
Die straßenseitige Stützmauer der Rampe wird wegen der Anforderungen an die Frost-Tausalzbeständigkeit (XF 2) in senkrechten Flächen mit mäßiger Wassersättigung und in „Luftporen-Beton“ ausgeführt, die neckarseitige nicht. Die Stützmauer im Bereich der Treppe wird als Referenzbauteil aus herkömmlichem Beton mit o.g. Eigenschaften hergestellt. Die Stützmauern bestehen aus untereinander verbundenen Streifenfundamenten und aufgehenden Wänden, Anlauf 19:1, Kronenbreite 12 cm. Die Wände sind mit für Betonschwinden mit Press- bzw. für evtl. Bauwerksbewegungen mit Raumfugen versehen.
Während der Einsatz des RC-Betons für weite Bereiche des Hochbaus seit 2004 geregelt ist und für die dort in der Regel eingesetzten Betonsorten entsprechende Normen existieren, gilt dies für die besonders durch Frost und Tausalz beanspruchte Betonbauwerke im Ingenieurbau und den Luftporen-Beton nicht.
Diese erhöhten Beanspruchungen sind jedoch für viele Ingenieurbauwerke typisch. Um dem ressourcenschonenden RC-Beton mittelfristig auch diesen Anwendungsbereich zu erschließen, wird die Baumaßnahme wissenschaftlich durch die MPA der Universität Stuttgart (Otto-Graf-Institut) begleitet. Über ein Monitoring gilt es zu beobachten, wie sich dieser neue Baustoff im Vergleich zum Einsatz von konventionellem Beton gegenüber den winterlichen Beanspruchungen bewährt.